Notice: Undefined offset: 1 in /home/vservers/nja.at/annjakrautgasser.net/adincludes/funktionen/getBrowser.php on line 69
Annja Krautgasser de


240 Screenshots


Teil der 2-teiligen Videoinstallation Perceiving L.A. Within 109 Days

Teil 1: 240 Screenshots (6 Digitaldrucke, Diasec, à 112 x 102 cm, 2006)
Teil 2: Cruising Around (2006, PAL 4:3, Farbe, Stereo, 20:30 min, Offstimme: Daniel R. Gould)

embedded image
© Ausstellungsansicht: Feine.Radikale, Freiraum Museumsquartier, Wien, 2006

Koordinaten haben keine Ideen und Karten verlaufen sich nicht von allein





Wer ist nicht schon einmal eine zuvor absolvierte Route später auf einer Karte nachgefahren und hat die durchlaufene Landschaft mit dem paraphrasierten Gelände verglichen? Es ist schön, sein Begehren auf einer Vorlage verfolgen zu können, denn Räume und subjektive Interessen verleiten gerne dazu, sich in ihnen – produktiv – zu verlaufen.

Für die zweiteilige Arbeit Perceiving L.A. Within 109 Days wählte Annja Krautgasser fünf Wege in Los Angeles, die ihrem subjektiven Interesse entsprachen. Sie „verlief“ sich in Raum und Zeit und spürte der „urban atmosphere“ nach oder verfolgte „day after day“-Anliegen. Wir können ihre Wege auf den Karten aus Satellitenbildern nachverfolgen.

Daniel Quinn, der Privatdetektiv in Paul Austers City of Glass, verfolgte auch ein fremdes Anliegen. Er musste einen Mann, Stillman, observieren und folgte ihm durch die Stadt. Stillman

ging stets dieselben Routen in einem bestimmten Bezirk ab, und Quinn notierte sich genau, was Stillman tat. Quinn fand im Ganzen ein Muster: Die Strecken, auf den Stadtplan übertragen, ergaben riesige Buchstaben. Er reihte sie zu „OWEROFBAB“ und ergänzte sie zu „Tower of Babel“ – seine eigenmächtige Sinnstiftung wurde zu einem noch größeren Rätsel.

Zu Krautgassers großformatigen Luftbildbelichtungen gehört das Video Cruising, das die zurückgelegten Wege aus der Vogelperspektive nachfährt. Ein Fadenkreuz in der Bildmitte zeigt stets den genauen Ort, eine Offstimme erzählt eine Geschichte dazu. Die Übersicht wird lediglich suggeriert, denn wie bei der Landkarte aus Satellitenbildern kann man auch hier die konstruierte Klarheit mit Erklärung verwechseln. Schlau arbeiten beide Werkteile mit der Verschleierung durch Genauigkeit. Bei den Videofahrten weiß man exakt, wo man sich befindet, kennt aber den Weg nicht, und bei den Luftbildaufnahmen kennt man den Weg, was aber am

jeweiligen Ort im Einzelnen so interessant war, bleibt verborgen.

Quinn konstruierte Zusammenhänge und formulierte mit seiner Lösung nur ein noch größeres Rätsel. Wir werden in Krautgassers Arbeiten dazu verführt, gefundenen Strecken zu folgen, und folgen damit ungekanntem Begehren und seinen verschlungenen Pfaden. Das birgt Risiken, hat aber auch einen Reiz, denn das Fadenkreuz kann uns den Punkt zeigen, an dem wir uns befinden, aber nicht, warum wir dort sind, dazu braucht es die Geschichten. Durch die List, den redseligen Zeichen und ihren Agenten für ihre Lust, uns zu täuschen, ein Spielfeld zu geben, erhalten unsere eigenen Geschichten Raum, die narrativen Leerstellen zu ergänzen. Man

verläuft sich ja auch nicht auf einer Karte, sondern in den eigenen Annahmen über die Karte.

(Matthias Klos)


embedded image embedded image embedded image
embedded image embedded image embedded image
© Lambdaprints (Diasec-Kaschierung auf Alu) 240 Screenshots, 350 x 205 cm, 2006



DeutschEnglish
Ausstellungen: • Feine.Radikale, Freiraum Museumsquartier, Wien/Vienna, A 2006 • In Between, Austria Contemporary, Tel Aviv, IL 2008

Wvnr: 06-005